Montag, 28. November 2011

KALT

Es ist kälter geworden. Draußen, wenn es noch dunkel ist, sind die Ässte ganz weiß an den Spitzen. Nur langsam dringt die Wärme des Zuges an meine Haut. Die Umrisse von Baümen, Zäunen und Häusern ziehen am Fenster vorbei. Doch ich nehme sie gar nicht richtig wahr, schaue durch sie hindurch, in die Ferne.
 
'Vergessen' gehört zu den Eigenschaften des Menschen und zum ersten Mal bin ich froh darüber. Denn mit jedem Monat, Jedem Tag, jeder Stunde und jeder Zeile stirbt ein Gefühl. Ganz langsam rückt alles in den hinteren Teil meines Herzens. Dort wo auch die anderen unerfüllten Gefühle eingesperrt sind. Der Käfig trägt die Aufschrift: 'Enttäuschung'.
"War ja nicht das erste Mal...", murmel ich und belächle meine eigene Naivität.
 
Aber dann ist da die Haltestelle. Mein Herz bleibt stehn, ...als würde es darauf warten, dass wir endlich weiter fahren. Weg von diesem Ort. Weg von den Erinnerungen. Eine Haltestelle, Ein Name, eine Nachricht... es braucht nicht viel um den Schmerz für einen kurzen Augenblick wieder aufleben zu lassen. Trozdem hänge ich weiter schlösser und Ketten vor den Käfig.
 
'Eingeschlossen ist mein Herz mit samt den Narben.
Nicht mehr kümmern mich die Wunden, jeder Schmerz in mir schwindet dahin.
Selbst wenn dadurch kaum noch imstande bin zu stehn.
So wird der Schmerz für mich auf ewig mein ständiger Schutz sein.' (Sign-Flow)
 
Entschlossen steíge ich aus dem Zug. Ein neuer Tag, eine neue Herrausforderung, aber ein Gefühl weniger.
'wenn du glücklich bist, dann lass mich doch in Ruhe', zische ich und vergrabe meinen Mund wieder in meinen Schal.
Kalt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen